Die schulfreie Zeit im Wohnheim „Casa Hogar Niña María” ist vorbei: Seit Ende Januar sind die Mädchen zurück vom Urlaub bei ihren Familien. Ein Rückblick
Zwei Mal im Jahr heißt es im Wohnheim in Istmina: Ferienzeit! Das Wohnheim schließt, und die Mädchen machen sich auf den Weg zu ihren indigenen Familien. Die meisten von ihnen haben eine beschwerliche Reise durch den Dschungel vor sich. Acht bis neun Stunden dauert ihre Fahrt über die Flüsse, die im wenig erschlossenen Chocó als Straßen dienen. Die Eltern holen ihre Töchter im Wohnheim ab und begleiten sie auf dieser Reise. 50 Euro pro Person kostet die Fahrt – für die Familien im Chocó ein hoher wirtschaftlicher Aufwand. Die meisten von ihnen leiden unter Armut.
Doch der Aufwand lohnt sich. Mehr als zwei Monate dauern die Ferien, von Ende November bis Ende Januar. Kehren die Mädchen in dieser Zeit zu ihren indigenen Familien zurück, besinnen sie sich auch auf ihre Wurzeln. Im Wohnheim in Istmina sprechen sie die meiste Zeit nur Spanisch. Bei ihren Familien kommen sie wieder in Kontakt mit ihrer Tradition und Sprache. Außerdem können die Mädchen zu Hause in die ursprüngliche Natur eintauchen, etwa bei einem Flussbad. Ein Erlebnis, das in Istmina aufgrund der Verschmutzung nicht möglich ist.
Die Mädchen stammen aus zwei unterschiedlichen Ethnien. Janyelina (11), Shirley (16) und Russili (10) gehören der der indigenen Wounaan-Ethnie an, Jannesy (9) und Jessenia (11) dem Volk der Embera. Bei ihren Familienbesuchen können sie das Wissen weitergeben, das sie im Schulunterricht erhalten haben. Die Eltern, die meist keinen Zugang zu Bildung hatten, sind stolz auf ihre schlauen Töchter.
Wenn die Mädchen nach der zweimonatigen Ferienzeit ins Wohnheim „Casa Hogar Niña María“ zurückkehren, sind manche von ihnen schwer bepackt mit Köstlichkeiten aus ihren Dörfern: Kochbananen, Früchte, Reis. Stolz präsentieren sie den anderen ihre Mitbringsel. Bis zu den nächsten Ferien!